Ägypten liegt zwischen 22° und. 32° N' Breite und zwischen 25° und 36° E´ Länge.
Die Fläche beträgt rund 1 Mill. km2. Es ist jedoch zu bedenken,
dass 96 % des Landes Vollwüste sind. Somit bleiben als Siedlungsfläche nur etwa
35.000 km2, das entspricht etwa der Größe Belgiens.
Das Flusstal-Oasen-Land Ägypten ist ein "Geschenk des Nil" (Herodot).
Es liegt in strategisch günstiger Position etwa in der Mitte der
arabisch-islamischen Kulturregion, die von Marokko bis Pakistan reicht.
Der Aufbau des Landes ist einfach. Der W gehört zur großen saharischen
Tafel, sie besteht im N aus Kalkstein, im S vorwiegend aus Sandstein. Sie senkt
sich nach O zu der bereits im Miozän angelegten Senke des Niltales und steigt O´
davon wieder auf Höhen von 600 bis 1 000 m an. Gegen N erreicht sie im Dschebel
Mokattam bei Kairo 300 m, im Dschebel Ataka bei Suez 840 m und bricht dann in
0-W verlaufenden Bruchstufen steil nach N ab. Im O erhebt sich das
Etbai‑Gebirge bis 2000 m und stürzt steil gegen das Rote Meer hin ab.
Zwischen der Libyschen Wüste ( "W´ Wüste" ) und der Arabischen Wüste
("Rotland") liegt das Niltal, 100 bis 300 m tief in die saharische Tafel
eingeschnitten. Es steht als "schwarzes Land" in starkem Gegensatz zu der
unmittelbar anstoßenden hellen Wüste.
Das ägyptische Niltal beginnt unterhalb des 2. Katarakts (heute überstaut)
N´ von Wadi Halfa. Vom 1. Katarakt (ein Riegel aus Rhyolith) bis Kairo ist das
Niltal schnellenfrei mit einem Gefälle von 0,85 m/10 km. Bis Theben wird es von
200 bis 400 m hohen 'Wänden begrenzt. Unterhalb von Nag Hammadi sind die
Talränder weniger hoch.
Der Kulturland-Streifen ist durchschnittlich 11 km breit.
Schmalste Stelle: am Dschebel Silsile;
0,350 km
Breiteste Stelle: bei Beni Suef ; 23
km
Länge des Nils: 6671 km (Donau : 2850
km)
Einzugsgebiet : 1,900.000 km2 (Donau
: 817.000 km2)
Wassermenge bei Kairo : 3230 bis 20.240m3/sec (vor Errichtg.d.
Dammes)
(Donau bei Wien : 1920 m3/sec)
(Salzach bei Austritt aus dem Bundesland : 200 m3/sec
Das Nildelta hat eine Größe von 22.000 km2
(vgl. NÖ + Bgld.).
Der Nil teilt sich in zwei Hauptarme, dem Rosette‑Arm im W und dem
Damiette-Arm im O. Das Delta wurde seit dem jüngsten Pliozän aufgebaut. Es
vergrößert sich heute nicht mehr, da eine Küstenströmung das Schuttmaterial nach
O entführt und überdies eine leichte Senkung, vermutlich durch Zusammensacken
des Deltaschuttes, festzustellen ist. Vor den Lagunen liegen Nehrungen, die
Küste ähnelt einer Ausgleichsküste mit Salzsümpfen und Seen. Die Küstenregion
ist daher unfruchtbar, S' davon aber wird das Land intensivst genutzt. Man
findet hier viele Be- und Entwässerungskanäle sowie ein dichtes Verkehrs- und
Siedlungsnetz, auch Industrie. Ausfuhrhafen ist Alexandria.
Ägypten hat saharisches Trockenklima.
Regen ist selten und unregelmäßig.
Kairo: mittlere Jan.-Temperatur :
12,5° (Salzburg ‑1,6°)
mittlere Juli-Temperatur : 27,3° (Salzburg13,1°)
mittlerer Jahresniederschlag: 24 mm (Salzburg 1336
mm)
An der Mittelmeer-Küste sind die Niederschläge höher (Alexandria 214 mm), im S wesentlich geringer (Assuan 0,5 mm)
Delta
Oberägypten
höchste Temperaturen
350
430
niedrigste Temperaturen
20
50
Das Klima Ägyptens gilt als gesund. Das kräftige Sonnenlicht und die warme
trockene Luft stellen heilkräftige Klimafaktoren dar, besonders für
Lungenkranke.
Nichtsdestoweniger wird die einheimische Bevölkerung von Krankheiten
heimbesucht; die häufigsten sind Amöbenruhr; verursacht durch unreines Nilwasser
Trachom: führt zur Erblindung beider Augen, daran leiden ca. 1 Mill.
Menschen
Bilharziose: hervorgerufen durch Aufenthalt im Wasser, daran sind, je nach
Region, 35 – 68% der Bevölkerung erkrankt
Fellachen (falah = Feld; falaha = pflügen; fellah, fellahin = Ackerbauer):
sie bilden den Grundstock der ägyptischen Bevölkerung
Kopten: sie gelten als unmittelbare Nachkommen der alten Ägypter. Die Kopten
sind Christen, sie haben sich nicht mit den arabischen Einwanderern vermischt
Araber: meist Stadtbewohner (Handwerker, Industriearbeiter, Kleinkaufleute,
Angestellte und Beamte)
Beduinen Nomaden, sie leben in
den Wüsten beiderseits des Nil und auf Sinai
Nubier: im Niltal von Assuan aufwärts
Außerdem leben hier noch Türken (seit den 16. Jhdt.) und Nachkommen von
sudanesischen Negersklaven.
Etwa 20 Mill. Einwohner leben in den Städten. Daneben gibt es in Ägypten
noch rund 4000 Dörfer, in denen zum Teil noch eine recht altertümliche
Lebensweise vorherrscht.
Während im Altertum die Bevölkerung sich vermutlich zwischen sechs und
sieben Millionen hielt, ist im 20. Jhdt. eine beträchtliche Steigerung
festzustellen:
1900 10 Mill. Einwohner
1966 30 Mill. Einwohner
1989 54 Mill.
Das ergibt, wenn man durch die Siedlungsfläche dividiert, eine für einen
Agrarstaat außerordentlich hohe Bevölkerungsdichte!
Die jährliche Zuwachsrate beträgt 3%; die Bevölkerung nimmt alle neun Monate
um eine Million zu!
Das Niltal gehört zu den produktivsten Gebieten der Erde! Grundlage des
wirtschaftlichen Lebens ist daher die Landwirtschaft.
Bis in die Mitte des 19. Jhdt. war Ägypten ein autarkes Agrarland. Das
änderte sich, als unter Mohammed Ali (ein albanischer Kaffeehändler, der es bis
zum Beherrscher von Ägypten gebracht hatte) der Baumwollanbau und später auch
der Anbau von Zuckerrohr eingeführt wurde.
Die ägyptische Baumwolle ist langfaserig und daher von besonders hoher
Qualität. Sie spielt in der Ausfuhr Ägyptens eine wichtige Rolle. Außerdem
werden Früchte, Gemüse und Zwiebeln ausgeführt. Weizen und Weizenmehl sowie Mais
muss Ägypten einführen, um seine rasch wachsende Bevölkerung ernähren zu können.
In den letzten 50 Jahren nahm die Anbaufläche um 16% zu, der Ernteertrag
steigerte sich sogar um 36 % im gleichen Zeitraum stieg jedoch die Bevölkerung
um 100% !
"Ägypten st ein Geschenk des Nil". Im Sommer begann der Nil zu steigen, er
erreichte Anfang Oktober in Unterägypten seinen Höchststand, bewässerte das Land
und lagerte fruchtbaren Schlamm ab. Hoher Wasserstand bedeutete guten
Ernteertrag : "Bei 12 Ellen Hunger, bei 13 Genüge, bei 14 Freude, bei 15
Sicherheit, bei 16 Ellen Überfluss" (Plinius d . X .)
Alte Vorrichtungen, um das Wasser auf das Niveau der Bewässerungskanäle zu
heben: die archimedische Schraube, der Schöpfheber (Schadüf) und das Schöpfrad
(Säkije).
1960 gab es in Ägypten 23.019 km Bewässerungskanäle, davon waren 1335 km
schiffbar.
Die Entwicklung der Landwirtschaft hängt von der Sicherstellung der nötigen
Wassermenge ab. „Wenn ich hier regierte, würde kein Tropfen Nilwasser mehr ins
Meer fließen", soll "Napoleon gesagt haben. Um die Jahrhundertwände wurde bei
Assuan ein Staudamm errichtet. Er staute die Nachflut des Nil auf, ließ aber
zuvor die Wasser‑ und schlammreiche Hauptwelle passieren.
Der Hochdamm (erbaut 1960 - 71), 3 km S' des alten Dammes, ist 111 m hoch
und 3,5 km lang. Der "Nasser-Stausee" ist 500 km lang (<> Österreich) und bis 20
km breit, er hat eine Fläche von 3000 km2 (Bodensee 532 km2)
und staut 164 Mrd. m3 Wasser auf.
Der Nutzen des Hochdammes ist heute umstritten. Zwar sind jetzt drei
Bestellungen möglich (Sommer, Herbst, Winter), jedoch fehlt der fruchtbare
Nilschlamm, dafür muss Kunstdünger eingesetzt werden.
1952 wurde eine Landreform beschlossen. Großgrundbesitz wurde aufgeteilt;
ein Fellache bewirtschaftet heute 1 - 5 Feddan (1 F = 0,42 ha).
Reformen und Modernisierung der Landwirtschaft können nur behutsam
durchgeführt werden, da man mit einem gewissen Beharrungsvermögen der in
5000-jähriger Tradition verhafteten Fellachen rechnen muss.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass trotz reicher Ernten und ständig
steigender Erträge die rasch wachsende Bevölkerung aus dem eigenen Land nicht
mehr ernährt werden kann.
Die Landenge von Suez, zwischen Mittelmeer und Rotem Meer, ist 112 km breit.
Sie besteht im N aus Sandsteinen, vom Mittelmeer abgelagert; die Sande im S sind
Ablagerungen des Roten Meeres; dazwischen finden sich Kalke, sie stammen von
einem ehemaligen Arm des Nil. Die Giso-Schwelle in der Mitte ist 16 m hoch. Die
Landenge wird durch drei Salzsee-Becken gegliedert.
Schon im 14. Jhdt. v. Chr. gab es einen Kanal vom Nil zum Roten Meer, er
verfiel später, wurde wieder instand gesetzt, verfiel neuerlich.
1671 legte Leibnitz dem französischen König Ludwig XIV, dem mächtigsten
Herrscher seiner Zeit, einen Kanal-Plan vor. Die Realisierung scheiterte, weil
man einen Niveau-Unterschied von 9,9 m zwischen dem Mittelmeer und dem Roten
Meer gemessen hatte.
Diese Messung erwies sich jedoch als falsch, der Wasserspiegel-Unterschied
ist unerheblich. Der Österreicher Negrelli legte erneut einen Plan vor, der
Franzose Lesseps baute den Kanal 1859 - 69. Für die Einweihung schrieb Verdi die
Oper Aida.
Der Kanal ist schleusenfrei. Er durchschneidet infolge der
Geländeverhältnisse die Landenge nicht an der schmalsten Stelle. Seine Länge
(samt Zufahrtsstrecke) beträgt (je nach Quelle) 163, 168, 171, 173 oder gar 195
km. Seine Breite wird mit 120 bzw. 200 bis 365 m angegeben. Er ist 12 - 13 bzw.
15 - 18 m tief. Die Schiffe fahren im Geleitzug jeweils in einer Richtung mit
einer Geschwindigkeit von 10 km/h, die Dauer der Durchfahrt beträgt 15 - 18
Stunden.
Die verkehrsgeographische Bedeutung des Kanals ist enorm. Der Seeweg London
- Bombay z.B. beträgt 10.912 sm, durch den Suezkanal jedoch nur mehr 6.112 sm,
er verkürzt sich in diesem Fall also um 44 %!
Schon 1907 passierten 4267 Schiffe den Kanal, darunter 129 österreichische!
Heute sind es durchschnittlich 27.000 Schiffe pro Jahr.
Die HI Sinai hat eine Fläche von 60.000 km2 (Österreich 84.000 km2);
die N-S - Erstreckung beträgt 400 km, die O-W - Erstreckung 200 km.
Bereits im Präkambrium (Ende vor
570 Mill. Jahren) gab es hier eine hohe Gebirgskette, die später der Erosion zum
Opfer fiel und zu einer Hochebene abgetragen wurde. Es folgte eine Senkung, der
N' Teil wurde vom Meer bedeckt, das Sande mit Kalke abgelagert hat.
Im N befindet sich ein 20 – 50 km breiter Dünengürtel am Mittelmeer; es
folgt ein Tafelland, aufgebaut aus kretazischen und tertiären Kalken und Sanden.
Dieses Tafelland (Tih-Plateau) steigt von der N' Küstenebene nach S bis 1600 m
an und bricht dann in zwei steilen Schichtstufen nach SW und W ab.
S' davon erhebt sich das Sinai-Gebirge, es ist aus Granit und metamorphen
Schiefern aufgebaut. Die Granite sind rosa, rostrot oder braun gefärbt.
Sie wurden im Laufe der Erdgeschichte tektonisch stark beansprucht, es kam
zur Bildung von Rissen und. Spalten, die von aufdringenden magmatischen
Gesteinsschmelzen ausgefüllt wurden. So kam es zur Entstehung der Ganggesteine;
man unterscheidet Aplite (hell, feinkörnig), Pegmatite (grobkörnige Mineralien)
und Lamprophyre (dunkle Gemengeteile).
Höchster Berg: Dschebel Katarina, 2637 m
Meistbestiegener Berg : Schebel Musa, 2285 m
Die Halbinsel Sinai weist im W einen Steilabsturz zum Golf von Aqaba auf,
dieser ist 1800 m tief und bildet die Fortsetzung des Großen Grabenbruches
Ostafrika – Rotes Meer (entstanden vor 30 - 45 Mill. Jahren; vor 20 Mill. Jahren
entstand das Rote Meer).
Im Gegensatz dazu ist der Golf von Suez im 'W nur etwa 100 m tief. Hier an
der Westküste der Halbinsel befindet sich eine Küstenebene von 5 bis 35 km
Breite.
Geringe Niederschläge gibt es auf Sinai vor allem an der Küste und im S'
Gebirge; das Innere ist wüstenhaft.
Die Besiedlung beschränkt sich hauptsächlich auf die Küste. Hauptorte sind
El Arisch (am Mittelmeer) und Et Tor (am Golf von Suez); im Inneren findet man
nur vereinzelt Gebirgsoasen (z.B. Feiran).
Früher holte man vom Sinai Kupfer und Türkise; heute ist Mangan und vor
allem das Erdöl am Golf von Suez von Bedeutung.
Als arid bezeichnet man ein Klima, bei dem die potentielle Verdunstung
größer ist als der Niederschlag. Auf Sinai herrscht vollarides Klima mit
unregelmäßig verteilten episodischen kräftigen Regengüssen. Das Pflanzenkleid
ist äußerst lückenhaft.
Durch das Fehlen des Pflanzenkleides können die exogenen Kräfte ungehindert
wirken. Vorherrschend ist:
Gesteinszerfall
Temperaturverwitterung: Kernsprünge
Abschalung (Exfoliation)
Salzverwitterung:
Abgrusung
Gesteinszersetzung
Lateritisierung:
Si02 wird ausgewaschen, es kommt zu einer Anreicherung von Fe
und Al (Fe- und Al-Oxide und -Hydrate)
Kaolinisierung: Kieselsäure bleibt,
Gesteinssilikate -> silikatische Tonminerale
Verwitterungslösungen: Lösungen werden kapillar an die Oberfläche gesaugt und verdunsten dort, die gelösten Stoffe fallen aus, es bilden sich Krusten aus.
Kieselsäure
Kalk
Goethit, Fe00H + aq, Nadeleisenerz (braun)
dünne Haut : „Wüstenlack"
dickere Schutzrinde; darunter kann das Gestein zermürbt sein und ausgeblasen
werden
Der Jahresniederschlag in der vollariden Zone beträgt < 100 mm (Salzburg
1336 mm).
Je geringer die Niederschläge sind, desto unregelmäßiger ist ihre Verteilung
und desto heftiger ist der einzelne Guss.
Der oberflächliche Abfluss ist nur episodisch, wirkt aber dann katastrophal.
Es bilden sich Schichtfluten.
Schichtflut: Das flächenhaft abspülende Wasser der Trockengebiete arbeitet
schwach geneigte, von einer dünnen Schuttdecke überkleidete Felsebenen aus dem
Anstehenden heraus, über denen die Bergmassive mit scharfem Knick (Inselberge)
aufsetzen. Die mitgeführten Feststoffe sind (ähnlich wie bei Moränen) wenig
gerundet und sortiert; man nennt sie Konglomerate .
Die Wüsten sind das "eigentliche Reich des Windes", hier entfaltet er seine
größte Wirkung.
Deflation : Abheben und Verfrachten von Sand
Korrosion : schleifender Abtrag durch sandbeladenen Wind
Dünen : richtungsbeständige Winde -->
Barchane (wandern einige m/Mon.) jahreszeitlich wechselnde --> Seifs (Längsdünen;
sehr beständig).
Wabenverwitterung
eine volkstümliche Bezeichnung, die um 1900 in die wissenschaftliche
Literatur übernommen wurde.
Ursachen
a) Durch Windausblasung werden härtere Partien des Gesteins
herauspräpariert.
b) Durch Lösungen im Gestein selbst infolge chemischen Angriffs auf das
Bindemittel erfolgt eine Auflockerung des Gefüges.
c) Porensickerwässer können durch Ausfällung örtliche Gesteins
Verfestigungen hervorrufen, die dann für die Verwitterung schlechter angreifbar
sind.